Im FFT präsentiert das Ensemble „half past selbst guilt“ eine Bühnenfassung des berühmten Mangas „Barfuß durch Hiroshima“ – die erschütternde Geschichte eines Jungen, der den Atombombenabwurf überlebt. Die Figuren haben riesige Kulleraugen und staunende Münder. Man erlebt erotische, historische, kriminelle Geschichten oder einfach das, was Kindern in der Schule und in ihrer Freizeit passiert. Mangas, japanische Comics, verkaufen sich in Deutschland seit etwa zehn Jahren immer besser. Der Buchhandel setzt mit diesen Geschichten mittlerweile 65 bis 70 Millionen Euro jährlich um, und der Trend steigt weiter. Es gibt kaum noch eine Bahnhofsbuchhandlung ohne mehrere Stände mit Manga-Büchern für je fünf Euro, die die Leser zum Kauf verlocken. In Deutschland liegt die Zielgruppe zwischen acht und 18 Jahren; 60 Prozent der Leser sind Mädchen. „Mangas haben sich zu einem festen Bestandteil der Jugendkultur entwickelt, weil junge Menschen sich vom Ungewöhnlichen, der ungewohnten Bilderwelt, der Tatsache, dass man die Bücher von hinten nach vorne liest, und dem rasanten Erzählstil der Comics, die wie ein Videoclip geschnitten sind, angezogen fühlen“, sagt Julia Schmitz, Dozentin am Lehrstuhl für Modernes Japan an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Als sie in diesem Semester ein Seminar über Manga ansetzte, waren über 70 Studierende anwesend. Japan gilt als technologieorientiertes, modernes und fremdländisches Land, daher besitzen Mangas genau jenen Coolness-Faktor, der Comics über einen Gallier mit aufgeblasenem Bauch, der Steine wirft, fehlt. „Man kann viel über die japanische Alltagskultur durch Manga lernen“, sagt Ulrich Heinze, Soziologe an der Universität Freiburg. In Japan gibt es Mangas aller Genres und Altersgruppen, auch zu traumatischen Themen wie dem Atombombenabwurf auf Hiroshima. Der Mangaka Keiji Nakazawa wurde Zeuge des Atombombenabwurfs, verlor seinen Vater, Bruder und seine Schwester; seine Mutter starb 1966 an den Folgen der Strahlung; er selbst erkrankte an Leukämie. Nakazawa verarbeitete seine Erlebnisse in dem Manga „Barfuß durch Hiroshima“, der in Japan berühmt ist. Das Ensemble „half past selbst guilt“ hat diesen Manga nun für die Bühne adaptiert und im Forum Freies Theater uraufgeführt. Das Ergebnis ist ein beklemmendes Stück, in dem lebensgroße Puppen – an den Körpern der Schauspieler befestigt – vor einer Leinwand agieren, auf die Comicsequenzen projiziert werden. Mal sieht man Standbilder, die dem Raum Tiefe verleihen, mal werden Filme gezeigt, die das Puppenspiel in eine bewegte Welt erheben. Das von Natur aus etwas unbeholfene Spiel der Figuren harmoniert überraschend gut mit der holzschnittartigen Ästhetik der Comics. Zudem ermöglicht die sehr einfache Erzählstruktur des Mangas dank des bewegten Hintergrunds die Vielzahl an Aussagen in der Theaterfassung. Allerdings streift das Stück mitunter den Kitsch, beispielsweise wenn zwei Sensenmänner auf Skelettinstrumenten musizieren. Bildunterschrift: Puppen, Masken, Projektionen: Elemente der Bühnenhandlung in „Barfuß durch Hiroshima“.
Foto: FFT.
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