HAUS DES KARNEVALS. An der Zollstraße sind jetzt Historisches und Aktuelles per Mausklick im Angebot.
ALTSTADT. Ein wenig blechern, dafür im Original schippert “Die kleine Winzerin vom Rhein” musikalisch durch den Saal, ehe Hermann Kivel aus der Konserve singend fordert: “Lore, leih’ mir dein Herz.” Gleich nebenan flimmert die jecke WDR-Sitzung von 1957 in Schwarzweiß über den Großbildschirm. Das Karnevals-Museum in der Zollstraße bietet den modernen Blick zurück. Das Medienzentrum hat jetzt per Mausklick viele neue Angebote parat.
Berieseln lassen
So sind 300 Fernsehspots mit närrischen Sitzungen ab 1950 und bewegte Bilder von früheren Rosenmontagszügen abrufbar. Wer’s drauf anlegt, könnte sich zehn Tage und Nächte lang mit jecken Gassenhauern der Marke “Ja, sind wir im Wald hier” aus dem Schallarchiv berieseln lassen. Historisches, aber auch Informationen zum künftigen Prinzenpaar Josef und Barbara, ein jeckes Wörterbuch mit Narrenalphabet sowie Erläuterungen von A wie Altweiber bis Z wie Zugleiter komplettieren das Angebot.
“Das ist eines der modernsten Informationssysteme dieser Art überhaupt. Mit ihm schaffen wir es, das Kulturgut Karneval für die Nachwelt zu erhalten”, betont Hille Erwin, die Vorsitzende des Fördervereins fürs “Haus des Karnevals”. Dieser investiert insgesamt 65 000 Euro für das Projekt.
Dabei gelang es auch, ein internes Archiv einzurichten, in dem sämtliche Museumsbestände katalogisiert sind: 8900 Zeitungsartikel, die bis 1825 rückdatieren, mehr als 1000 Orden, 3000 private Fotos, 215 Plakate und über 14 000 jecke Utensilien.
“Die Datenbank soll kontinuierlich ausgebaut werden. Hinzu kommen Angebote für Kinder und Schulklassen, die wir gerade noch erarbeiten”, sagt Hille Erwin. Zudem gelte es, ein Poesiealbum der Prinzenpaare einzurichten und das eigene System mit verschiedenen Kulturinstituten zu vernetzen.
Seit Anfang 2002 ist die Ehefrau des Oberbürgermeisters Vorsitzende des Fördervereins. Seither gelang es, um die 200 Mitglieder zu gewinnen und mehr als 600 000 Euro an Spenden zu sammeln.
“Das Haus des Karnevals hat halt reichlich ‘was zu bieten. Viele, die zum ersten Mal hier sind, zeigen sich begeistert. Bei solch einem konkreten Projekt ist es sicher leichter als in anderen Fällen, Geldgeber zu gewinnen”, sagt die Vorsitzende bescheiden.
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Gisela Moog (links), die Venetia von 1956, und Hille Erwin forschen am neuen Terminal des Karnevalsmuseums in der Historie des Winterbrauchtums. (Foto: Daniel Roth)
ÖFFNUNGSZEITEN Das “Haus des Karnevals” an der Zollstraße, direkt neben dem Rathaus, ist wochentags während der Öffnungszeiten der Geschäftsstelle bei freiem Eintritt (Spende erwünscht) zu besichtigen. Geöffnet ist es montags bis donnerstags von 8.30 bis 16.30 Uhr und freitags von 8.30 Uhr bis 13 Uhr. Für die Zukunft ist geplant, auch am Wochenende zu öffnen. Wer eine Führung durch die Ausstellung haben möchte, muss sich zuvor anmelden: Tel. 0211-330 101.
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